Futterneid



In den letzten Sommerferien besuchte ich Verwandte in Norwegen. Sie waren vor einigen Jahren ausgewandert und wohnten nun mit Kater Crusty in einem schönen Holzhaus. 

Zwar kann ich kein norwegisch, aber da meine Tante und meine Cousine ständig bei mir waren, hatte es bisher keine Verständigungsprobleme gegeben. 

Eines Abends war ich allein in dem Haus, weil meine Verwandten zu einer Party eingeladen waren und ich keine Lust hatte, mitzugehen. Also gammelte ich mich vor den Fernseher. Irgendwann bekam ich aber Hunger. 

Also ging ich in die Küche und suchte nach etwas Essbarem. Im Kühlschrank fand ich ein paar Konserven mit einem Aufdruck, den ich zwar nicht lesen konnte, aber zusätzlich war ein Bild mit Fleischstücken drauf. 

Cornedbeef! Ich schüttete eine Konserve in einen Topf und stellte ihn auf den Herd. Dazu machte ich mir etwas Reis. Nichts Tolles, aber besser als nichts. Ich packte beides auf einen Teller und setze mich wieder auf die Couch vor den Fernseher. 

Gierig löffelte ich mein Cornedbeef mit Reis. Irgendwie schmeckte es anders als das deutsche Cornedbeef, aber nicht übel. Außerdem hatte ich wirklich Hunger und aß alles bis auf den letzten Bissen auf. 

Am nächsten Morgen empfing mich meine Tante mit einem merkwürdigen Blick. Die leere Konservendose stand neben dem Herd. Ich hatte vergessen, sie wegzuräumen. Ob sie deshalb böse war? 

Schweigend setzte ich mich an den Tisch. Schließlich sagte meine Tante mit einem unterdrückten Grinsen: „Dann kann ich ja jetzt Crusty die Pizza geben, die ich gestern für dich im Backofen gelassen habe, wo du ihm schon sein Frühstück geklaut hast!“ 

Ich starrte sie mit offenem Mund an. Wie peinlich! Die Konserven im Kühlschrank waren kein Cornebeef, sondern Katzenfutter gewesen! Nachträglich wurde mir etwas flau im Magen. 

Dieses Jahr bin ich wieder in Norwegen zu Besuch. Meine Tante hat schon angekündigt, die Tiernahrung mit roten Kreuzen zu markieren.